03. Januar 2017, 14:44 Uhr
„Ernährungsreport 2017“
So isst Deutschland
Die Deutschen wollen sich gerne gesund ernähren – tun es aber häufig nicht. Das zeigt der „Ernährungsreport 2017“. Demnach ist Fleisch noch immer die Leibspeise der meisten, viele kochen kaum selbst.
Lecker, gesund aber auch schnell und einfach – so wünschen sich die Menschen in Deutschland ihr Essen. An der Umsetzung hapert es jedoch vor allem mit Blick auf die Gesundheit oft, wie eine aktuelle Umfrage im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) zeigt.
Demnach sollte Essen für 89 Prozent gesund sein. Allerdings stellen sich nur 39 Prozent der Befragten jeden Tag an Herd und Backofen, obwohl frisch zubereitete, abwechslungsreiche Gerichte als besonders gesund gelten. 33 Prozent nehmen immerhin zwei- bis dreimal pro Woche Messer und Kochlöffel in die Hand, 12 Prozent kochen gar nicht.
Besonders schnell muss es dem „Ernährungsreport 2017“ zufolge bei den 19- bis 29-Jährigen gehen: Statt selbst zu kochen, ernähren sich 60 Prozent in dieser Altersgruppe gerne auch mal von Tiefkühlpizza und anderen Fertiggerichten.
Am liebsten Fleisch
Auch bei den Leibspeisen spiegelt sich wieder, dass die Gesundheit bei der tatsächlichen Ernährung oft nur eine untergeordnete Rolle spielt. Mehr als jeder Zweite (53 Prozent) erklärte, am liebsten Fleisch zu essen – gefolgt von Pasta (38 Prozent). Deutlich weniger setzen auf Gemüse (20 Prozent) oder Fischgerichte (16 Prozent).
Die Folge: Die Deutschen essen deutlich mehr Fleisch als empfohlen wird. Eigentlich sollten es laut Deutscher Gesellschaft für Ernährung (DGE) in der Woche nicht mehr als 300 bis 600 Gramm Fleisch und Wurst sein. Das entspricht rund 16 bis 31 Kilogramm pro Jahr. Tatsächlich isst der durchschnittliche Deutsche nach Angaben des Bundesverbands der Deutschen Fleischwarenindustrie aber gut 60 Kilo Fleisch pro Jahr.
Tierwohl immer wichtiger
Für den Report hatte das Meinungsforschungsinstitut Forsa rund 1000 Menschen ab einem Alter von 14 Jahren befragt. Neben der Ernährung lag der Fokus dabei auch auf Einkaufsgewohnheiten. Die Ergebnisse zeigen, dass das Bewusstsein für eine artgerechte Tierhaltung steigt.
87 Prozent denken demnach, dass die Standards in Deutschland überprüft und verbessert werden sollten. Außerdem nehmen sich viele vor, bewusster zu konsumieren. So gaben 2015 noch 36 Prozent an, beim Einkauf auf ein Tierwohl-Label zu achten. Ein Jahr später, 2016, waren es mit 47 Prozent bereits deutlich mehr. 88 Prozent erklärten zudem, für bessere Haltungsbedingungen auch mehr zu bezahlen.
Weitere Ergebnisse im Überblick:
- Ihren Aussagen zufolge ernähren sich Ostdeutsche gesünder als Westdeutsche. Während sich in Westdeutschland fast jeder Vierte (23 Prozent) täglich Süßigkeiten gönnt, ist es in Ostdeutschland nur etwas mehr als jeder Zehnte (11 Prozent). Auch leben im Osten mehr Obst- und Gemüseliebhaber: Dort berichteten 82 Prozent von einem häufigen Konsum, im Westen waren es nur 73 Prozent.
- Mit dem Alter kommen die Kaffee- oder Teekränzchen. Auch dieses Klischee lässt sich anhand der Daten unterfüttern. Demnach steigt der Kaffee- und Teekonsum mit dem Alter, bei den über 60-Jährigen trinken 97 Prozent täglich mindestens eines von beiden.
- Jeder Zwanzigste wirft abgelaufene Lebensmittel sofort in den Müll. Dabei sind zum Beispiel Reis, Nudeln, Milchprodukte oder auch Marmelade oft länger genießbar. Wichtig ist, sich bei der Entscheidung für oder gegen die Mülltonne auf seine Sinne zu verlassen – das tun immerhin 76 Prozent der Befragten.
- Viele Befragte wünschen sich Aufklärung über eine gesunde Ernährung in Schule und Kita. Neun von zehn erklärten, Ernährungskunde sei im Vergleich zu Fächern wie Mathematik, Deutsch oder Englisch wichtig oder sehr wichtig. Besonders häufig äußerten diesen Wunsch Menschen mit einem Hauptschulabschluss (93 Prozent) und Menschen ab einem Alter von 60 (94 Prozent).