Butter, Eier, Weißbrot: Welche Lebensmittel zu Unrecht verteufelt werden

Butter, Eier, Weißbrot: Welche Lebensmittel zu Unrecht verteufelt werden

 

Kaffee, Toast, Eier -ist dieses Frühstück noch gesund?

Für viele Menschen ist ein lustvolles Genießen der Mahlzeiten schon lange nicht mehr möglich. Denn überall im Essen lauern Gefahren: Gluten, Fett, Cholesterin und Koffein – ein einziges Gesundheitsrisiko. Doch die Angst vor bestimmten Lebensmitteln ist in vielen Fällen unbegründet.

Ernährungs-Irrtümer halten sich hartnäckig. Da kann die Wissenschaft noch so sehr auf Fakten verweisen – hat ein Lebensmittel einmal einen Ruf als Gesundheitsgefahr, wird es ihn nicht mehr so schnell los. Hier sollen einige Angeklagte rehabilitiert werden.  

 

Brot

Brot gilt seit einiger Zeit aus zwei Gründen als wenig empfehlenswert: Kohlenhydrate und Gluten. Je heller das Brot, umso mehr sind diese Kohlenhydrate reine Dickmacher. Eine Scheibe Weißbrot macht nicht so lang satt wie eine Scheibe Roggenbrot. Andererseits hat Weizenbrot weniger Kalorien als die gleiche Menge Vollkorn.

Das verpönte Gluten ist ein Klebeeiweiß in verschiedenen Getreidesorten, besonders viel in Weizen. Etwa zwei Prozent der Bevölkerung vertragen dieses Eiweiß nicht. Sie leiden an Zöliakie. Diese Menschen reagieren mit teils heftigen Verdauungsbeschwerden auf Brot, Gebäck und Teigwaren. Für sie sind glutenfreie Produkte ein Segen.

Allerdings kaufen auch viele Menschen das teurere Spezial-Brot, die Gluten durchaus vertragen, aber überzeugt sind, dass es müde, träge und dick macht. Dabei könnten sich diese Gluten-Verächter Brot in seiner großen Vielfalt gönnen. Wer sich grundsätzlich gesund ernährt, darf dann auch gelegentlich zu Weißbrot greifen – ohne Sorge vor Gluten, Kohlenhydraten oder „überflüssigen“ Kalorien.

 

Butter

Das tierische Fett für Brotaufstrich und feine Küche gilt als Dickmacher und Cholesterinquelle. Tatsächlich haben 100 Gramm Butter 740 Kilokalorien, das ist etwas mehr als pflanzliche Fetten. Auch enthält Butter überwiegend gesättigte Fettsäuren, die den Cholesterinspiegel erhöhen.

Aber: Ein Drittel dieser Fettsäuren in Butter hat eine Struktur, die für den Blutfettspiegel keine Rolle spielen. Außerdem enthält sie als eines der wenigen Lebensmittel das wichtige Vitamin D.

 

 

Eier

Wer immer noch aufs Frühstücksei verzichtet, weil er mit jedem Bissen seine Arterien verkalken sieht, kennt die jüngeren Forschungsergebnisse zur vermeintlichen Cholesterinbombe nicht.

Es ist zwar richtig, dass in einem Hühnerei bis zu 400 Milligramm Cholesterin stecken, es verwandelt sich aber nicht direkt in Ablagerungen in den Gefäßen. Für hohe Blutfett-Spiegel sind größtenteils gesättigte und Trans-Fettsäuren verantwortlich, das Cholesterin aus Lebensmitteln – vor allem Eiern – spielt kaum eine Rolle.

 

Kaffee

Der Koffein-Kick bringt das Herz zum Rasen, fördert Schlaflosigkeit und ist überhaupt sehr ungesund – zum Vorurteil gibt es sogar ein altes Kinderlied (C-A-F-F-E-E – trink‘ nicht so viel Kaffee…)

Wahr ist: Mit 400 Milligramm Koffein (vier bis fünf Tassen Kaffee) täglich ist jeder Erwachsene auf der sicheren Seite, wie Studien zeigten und die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit bestätigt.

Für manche Krankheiten wirkt Kaffee sogar segensreich: Die Epic-Studie (European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition) hat dem Heißgetränk eine Schutzwirkung gegen Darmkrebs und Hirntumore zugesprochen. Auch zum Schutz vor Hautkrebs scheint Kaffee beizutragen. Er kann Symptome der Parkinson-Erkrankung mildern und das Risiko für Typ-2-Diabetes senken.

 

Milch

Erwachsene sollten grundsätzlich keine Milch trinken, weil sie deren Zucker nicht verarbeiten können – so argumentieren die Milch-Kritiker. Aber ist die darin enthaltene Laktose wirklich für alle unverdaulich?

Der Zucker ist natürlicher Bestandteil der Milch. Die meisten Menschen vertragen ihn ohne Probleme. 15 Prozent der Deutschen reagieren allerdings mit Bauchgrimmen, Blähungen und Durchfall. Ihnen fehlt das Enzym Laktase, das den Milchzucker aufspaltet und verdaulich macht. So gelangt die Laktose in den Darm, wo sie dann Probleme macht. Die Laktoseintoleranz ist lästig, aber harmlos.

Alle anderen können Milch ohnehin bedenkenlos trinken.

 

Mineralwasser mit Kohlensäure

Sprudelndes Mineralwasser soll Nierensteine verursachen, Kalzium aus den Knochen lösen und sogar den Zahnschmelz angreifen. Schuld daran sei die Kohlensäure.

Unsinn, sagen Ernährungsmediziner. Die Kohlensäure und die perlenden Bläschen entstehen aus dem Mix von Kohlendioxid und Wasser. Das hat aber keine schädlichen Auswirkungen. Allenfalls Menschen mit empfindlichem Magen sollten auf Kohlensäure verzichten. Da sie die Bildung von Magensaft fördert, müssen sie oft sauer aufstoßen.

Auf der positiven Seite von blubberndem Mineralwasser steht: Es regt den Speichelfluss und die Durchblutung der Mund- und Magenschleimhaut an, füllt den Magen und mindert den Hunger.

 

Süßstoff

Der schlimmste Vorwurf an Süßstoffe lautet: krebserregend. Dafür gibt es laut Deutscher Gesellschaft für Ernährung ebenso wie für die amerikanische FDA (Food and Drug Administration) keine haltbaren Belege. Anders als Zucker bieten Süßstoffe den Karies verursachenden Bakterien keine Nahrung, schützen also die Zähne, und sie haben null Kalorien, helfen also beim Abnehmen.

Darüber hinaus ist die Studienlage allerdings widersprüchlich: Mal soll Süßstoff den Appetit hemmen, mal Heißhunger auslösen – obwohl der Zuckerersatz keinen Einfluss auf den Blutzuckerspiegel nimmt. Eine Metaanalyse kam 2013 zum Schluss, dass noch keine Empfehlung für oder gegen Süßstoffe ausgesprochen werden könne.

 

Salz

Die verbreitete Meinung lautet, dass Salz den Blutdruck in ungesunde Höhe jagt und für zahlreiche Herzinfarkte und Schlaganfälle verantwortlich ist. Tatsächlich steigt der Blutdruck jedes Mal, wenn wir salzig essen. Er normalisiert sich aber sofort wieder. Nicht so bei dem geschätzten Drittel der Menschen, die stark auf Kochsalz reagieren und dadurch Bluthochdruck entwickeln.

Für alle anderen ist die salzlose Ernährung gefährlich: Ein Mangel an Chlorid, neben Natrium ein zweiter Bestandteil des Salzes, kann zu Herz-Kreislauf-Problemen führen.

 

Fisch

Zu viel gefährliches Quecksilber und Dioxin – so lautet die Warnung vor Fisch aus dem (zunehmend verschmutzten) Meer.

Tatsächlich reichert sich das Gift nur in großen Raubfischen zu einer bedenklichen Konzentration an, etwa im Hai oder im Marlin. In kleineren Fischen, zwischen Lachs- und Thunfisch-Größe, ist das kein Problem. Das sagt zumindest die amerikanische Behörde für Arznei- und Lebensmittelsicherheit FDA.

Wer die wertvollen Omega-3-Fettsäuren aus fangfrischen Fisch ohne Giftrisiko haben will, sollte zu Meeresgetier aus zertifizierter Zucht und Aquakultur greifen.

Quelle: focus online